HEIMATLIEBE & NATIONALIMUS?!
Die ganz großen Gefühle für die Heimat kommen nur in der Volksmusik vor? Falsch gedacht. Auch im Rap ist die Heimat ein ganz großes Ding, bis hin zu Volkstümelei und Nationalismus …
Natürlich ist es normal und auch schön, sich an bestimmte Orte und Menschen gebunden zu fühlen, das eigene Zuhause zu schätzen und es manchmal auch einfach besser zu finden als andere Orte. Schwierig wird das Ganze dann, wenn diese Heimat identitätsstiftend wird oder zu AUSGRENZUNG führt.
Denkt einfach mal an den Ort, den ihr spontan als „Heimat“ bezeichnen würdet – ist dieser Ort bestimmend dafür, wer ihr seid und was ihr tut? Jeder Mensch ist doch so viel mehr als der Ort, an dem er geboren wurde oder an dem er lebt. Also: EGAL, wie schön die eigene Hood ist, wer sich nur über sie definiert, sollte nochmal drüber nachdenken, ob ihn als Menschen nicht viel mehr ausmacht. Bei der Sache mit der Ausgrenzung wird‘s noch fieser. Da wird über den eigenen Kiez gerappt und direkt klargestellt, dass, wer nicht dazugehört, sich auch fernhalten soll. Sicherheitshalber wird mit Gewalt und Waffen geprotzt, auf was potenzielle „Eindringlinge“ sich einzustellen haben. Egal, wie konkret solche Drohungen gemeint sind: ÄH, GEHT‘S NOCH?!
Klaro: Manchmal hat man einfach keine Lust, bestimmte Menschen anzutreffen, und Nazis können sich eh von überall fern halten. Was uns gehörig nervt, ist das territoriale Mackergehabe. Besonders, wenn nicht ganz bestimmte einzelne „Feinde“ ausgeschlossen, sondern ganze Gruppen von Menschen ausgegrenzt werden. Selbst, wenn alles nur „Gepose“ und dummer Spruch ist, werden Diskriminierung und Ausgrenzung dadurch als Normalität oder sogar als Tiptop-Verhaltensweisen dargestellt. Und während es leider bittere Realität ist, dass Menschen sich ausgrenzend verhalten, finden wir ganz und gar nicht, dass das in irgendeiner Form normal oder wünschenswert sei.
Eine besondere Form dieser Heimattümelei und der Ausgrenzung ist der Nationalismus. Wenn Nationalstaaten und Grenzen nicht als die Konstrukte begriffen werden, die sie nun mal sind, sondern zum Lebensinhalt erklärt werden, ist das nicht nur äußerst platt, sondern auch gefährlich.
Nee, wir wollen dir jetzt nicht erzählen, dass du bei Länderspielen nicht mehr deiner Lieblingsmannschaft zujubeln darfst. Aber schließlich macht uns alle viel MEHR AUS ALS DIE NATIONALITÄT, DIE IN UNSEREM PASS STEHT. Nationalist*innen identifizieren sich über eben diese Nationalität und stellen sie häufig über andere. Das führt nicht nur zur Abwertung anderer, sondern auch hier wieder dazu, dass Menschen ausgegrenzt werden. So eine Ideologie kann einfach mal zuhause bleiben und sollte schon gar nicht auf Bühnen stehen.
Dieser Text gehört zur Text- und Plakatsammlung über Diskriminierung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Musiktexten. Insgesamt gibt es sieben davon: Zu den Themen Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus, Homofeindlichkeit, Ableismus und Sexismus – und darüber, was wir feiern und was wir feiern wollen. Alle Themen gibt es online als Text und als druckbares A2-Plakat zum Download. Klickt auf die Links, um zum jeweiligen Thema zu gelangen oder hole dir die ganze Sammlung.