Rassismus tötet!

Der fiese Kumpel des Nationalismus ist der Rassismus – der leider nicht nur bei AfD-Stammtischen, sondern immer wieder auch in Musiktexten zu finden ist. Rassist*in zu sein bedeutet, Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder äußerer Merkmale einer bestimmten “Rasse” zuzuordnen und sie aufgrund dessen auf- und abzuwerten.

Rassistische Vorurteile trägt JEDE*R von uns mit sich herum. Das ist allerdings keine Entschuldigung, sondern vielmehr ein Grund, sich und das eigene Verhalten zu reflektieren und Rassist*innen immer wieder mit Widerspruch zu begegnen. Dabei ist es wichtig, auf Machtstrukturen zu achten und sie aktiv zu bekämpfen. Was wir damit meinen, lässt sich super am „N-Wort“ erklären: Untereinander verwenden es People of Color (POC) durchaus.

„Diese Syrer vergewaltigen dein Mädel, Bitch! Sie sagt, „Lass mich in Ruhe!“, doch er versteht sie nicht“ „Fuck mich ab und ich fi cke deine schwangere Frau Danach fi ck‘ ich deine Ma, die Flüchtlingsschlampe” (Kollegah & Farid Bang – 0815)
„Diese Syrer vergewaltigen dein Mädel, Bitch! Sie sagt, „Lass mich in Ruhe!“, doch er versteht sie nicht“ „Fuck mich ab und ich ficke deine schwangere Frau Danach fick‘ ich deine Ma, die Flüchtlingsschlampe” (Kollegah & Farid Bang – 0815)

Vor allem im Hip Hop fliegt es häufiger durch die Luft und veranlasst immer wieder auch Weiße, zu denken, das Wort sei doch gar nicht so schlimm. Allerdings entstand das „N-Wort“ unter reichen, weißen Kolonialherren, die ihre Sklav*innen so nannten und beschimpften. Aufgrund dieser Macht- und Gewaltstruktur ist es für POC extrem verletzend, wenn weiße Menschen sie damit betiteln. Bis heute sind diese rassistischen Machtstrukturen erhalten – und wenn auch weniger drastisch und gewaltvoll als vor einigen hundert Jahren, so doch sehr merklich verletzend und belastend für die Betroffenen.

„Raf, Neapolitaner, doch gehts um Rappen, dann Wetten Rap ich besser als ein Farbiger – Captain Manhattan“ (Raf Camora – Gameboy)
„Raf, Neapolitaner, doch gehts um Rappen, dann Wetten Rap ich besser als ein Farbiger – Captain Manhattan“ (Raf Camora – Gameboy)

Und was ist, wenn Weiße ausgeschlossen werden?! Gar nix ist dann, und schon gar kein Rassismus. Rassistische Diskriminierung ist ein enorm gefestigtes Machtgefüge. Es drückt sich nicht darin aus, dass Weiße in der Debatte darum lieber einmal öfter den Mund halten sollten, sondern es findet dann statt, wenn POC aufgrund ihrer Hautfarbe oder Herkunft die Suche nach Wohnung oder Arbeitsplatz und die gesellschaftliche Partizipation erschwert oder sogar versagt werden. Dabei geht es um ganz reale Aspekte des gesellschaftlichen Lebens, um permanente Ausgrenzung und Jahrhunderte alte Gewalt und Unterdrückung – nicht darum, dass weiße Menschen das Wort „Kartoffel“ an den Kopf geworfen bekommen. Vergiss also bitte ganz schnell das Märchen, es könne Rassismus gegen Weiße geben.

„Fick die Welt so wie Obama Bin so fett wie Big Mama Nenn mich Champion, Rest Versager Meine Knarre ist scharf - Mexikaner Augen klein wie Koreaner“ (Ufo 361 – Ich hör nicht auf)
„Fick die Welt so wie Obama Bin so fett wie Big Mama Nenn mich Champion, Rest Versager Meine Knarre ist scharf – Mexikaner Augen klein wie Koreaner“ (Ufo 361 – Ich hör nicht auf)

Und wie ist das nun im Hip Hop? Vor allem wenn es heftiger hergeht, Battle und Diss von Bühne zu Bühne fliegen und das Macker*innengehabe ausgepackt wird, kommen schnell rassistische Stereotype zutage. Wer Beispiele sucht, findet sie zu Genüge, denn oft muss man nur lauschen, ob bestimmte Menschengruppen Erwähnung finden, und dann, welches Vorurteil über sie folgt. Dabei muss es nicht mal unbedingt um negative Vorurteile gehen, sondern auch vermeintlich positive wie Fleiß, Stärke oder sexuelles Begehren sind hier gemeint. Was daran Mist ist: Solche Vorurteile reduzieren individuelle Menschen auf die Gruppe, der sie zugeordnet werden. Und auch wenn es erstmal „nur“ Musik ist, finden sich diese Zuschreibungen ganz schnell in der Gesellschaft und im realen Leben wieder.

„Ich war bloß ein weißer Rapper Der erste tighte weiße Rapper (...) Der erste tighte Weiße seit dem letzten tighten N*gger“ (DCVDNS – Der erste tighte Weiße)
„Ich war bloß ein weißer Rapper Der erste tighte weiße Rapper (…) Der erste tighte Weiße seit dem letzten tighten N*gger“ (DCVDNS – Der erste tighte Weiße)

Eine etwas andere Kiste ist es, wenn rassistische Begriffe und Stereotype innerhalb der eigenen Gruppe verwendet werden. Das N-Wort ist hier wieder ein gutes Beispiel. Wenn Menschen oder auch Gruppen sich selber rassistische Bezeichnungen verpassen, bezeichnet man das als Reclaiming. Dabei geht es darum, rassistisch diskriminierende Begriffe und Zuschreibungen zurückzuerobern, sich selbst damit einen Titel zu geben, den man mit Stolz trägt und über den man die Kontrolle übernimmt. Reclaiming ist in dem Sinne bedenklich, dass die Bezeichnungen und Stereotype dadurch ja erhalten bleiben und immer und immer wieder in der Kultur und in der Gesellschaft Erwähnung finden. Auf der anderen Seite stellen sie für von Rassismus betroffene Menschen Empowerment dar und nehmen der rassistischen Gesellschaft einen Teil der Kontrolle über diese Worte weg.

„Du Zigeuner das Ghetto hat kein Platz für dich Klau dir die Beats zusammen, egal du weißt ich kack auf dich“ (Bushido & Fler – Vaterland)
„Du Zigeuner das Ghetto hat kein Platz für dich Klau dir die Beats zusammen, egal du weißt ich kack auf dich“ (Bushido & Fler – Vaterland)

Auch hier gilt also: Bist du nicht von Rassismus betroffen, sei lieber einmal öfter still.

Dieser Text gehört zur Text- und Plakatsammlung über Diskriminierung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Musiktexten. Insgesamt gibt es sieben davon: Zu den Themen Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus, Homofeindlichkeit, Ableismus und Sexismus – und darüber, was wir feiern und was wir feiern wollen. Alle Themen gibt es online als Text und als druckbares A2-Plakat zum Download. Klickt auf die Links, um zum jeweiligen Thema zu gelangen oder hole dir die ganze Sammlung.

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